Tiger kam als 9 Monate alter Kater zusammen mit seinem Bruder in ein neues Zuhause. Dort wartete schon eine hübsche ca 1 jährige Kätzin auf die beiden. Die Kätzin wurde von der Besitzerin auf der Strasse entdeckt. Nach wochenlangen füttern folgte ihr die Katze nach Hause. Sie war verletzt, denn die Kinder in der Umgebung beschmissen die streunende Kätzin mit Steinen. Die Kätzin getauft "Garfield" war mit Vorsicht zu geniessen. Daher auch der männliche Name, denn man konnte ihr noch nicht so nahe kommen, als das man ein Geschlecht ermitteln konnte. Sie war sehr dankbar, das spürte man. Sie legte sich sofort mitten in die Wohnung und man konnte ihr ansehen, dass sie endlich ein wärmendes und liebesvolles Zuhause gefunden hatte. Sie schmuste gerne, aber wenn es ihr zuviel wurde biss sie blitzschnell zu.
Garfield sollte nicht alleine bleiben, also sollte Tiger dazukommen, der jedoch wollte sich unter lautstarkem Geschrei nicht von seinem Bruder "Baghira" trennen. Kurzerhand zogen die beiden Jungkater im zu Hause von Garfield ein. Zur Überraschung des Dosenöffners war Garfield not amused die neuen Mitbewohner kennen zulernen. Die Kater fanden es spannend und erkundetet freudig ihre neue Umgebung. Garfiled aber wollte sie einfach nur töten! Wäre der Besitzer nicht immer wieder dazwischen gegangen, hätte Garfield die beiden totgebissen.
Was war also passiert?
Garfield ist eine starke Charakter-Katze. Auf der Strasse musste sie sich behaupten, musste um Futter kämpfen und nach trockenen und warmen Ruheplätze ausschau halten und vor anderen verteidigen. Sie hat lange gebraucht um zu ihrer neuen Besitzerin Vertrauen aufzubauen und hat nun schließlich und endlich ein neues zu Hause, in dem sie um nichts mehr kämpfen muss. Das machte sie deutlich, als sie sich sofort mitten in der Wohnung, ungeschützt, hingelegt hat.
Plötzlich kommen zwei Konkurrenten (Tiger und Baghira) in IHR zu Hause und nehmen einfach alles in Beschlag. Garfield kann gar nicht anders reagieren, als sein neues Heim bis aufs Blut zu verteidigen.
Und was jetzt?
Die meisten hätten gesagt, dass Garfield nicht mit anderen Katzen verträglich ist. Aber stimmt das wirklich? Katzen sind in ihrer natürlichen Umgebung Einzelgänger, treffen sich jedoch gelegentlich um gemeinsame Körperpflege zu betreiben. Die Akzeptanz gegenüber anderen Katzen ist rein willkürlich. Frei nach dem Motto: Den mag ich, den mag ich nicht! Durch die Erforschung des Katzenverhaltens können wir jedoch gewisse Eigenschaften erkennen und einschätzen, welche Katzen zueinander passen könnten.
Tiger ist ein sehr aufgeweckter neugieriger Kater. Er ist nicht dominant oder streitsüchtig. Er will einfach nur Spass haben, egal wer um ihn herum noch da ist. Baghira hingegen ist sehr zurückhaltend, sehr verschmusst, etwas faul und auch ängstlich.
Tiger wurde zum absoluten Feind für Garfield. Durch seine neugierige Art, forderte er unbewusst die Kätzin heraus, die ja alles nur für sich beanspruchen möchte. Baghira hat es da leichter! Er wird größten Teils in Ruhe gelassen, denn er signalisiert: Tu mir nix, ich mach nix, gehört alles dir, will hier nur bisschen rumliegen.
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Trifft also eine starke, willensstarke Katze auf eine zurückhaltende "unterwürfige" andere Katze, dann kommen sie sich nicht in die Quere
- Trifft sie auf eine "mir alles wurscht, will spielen und fressen" Katze, ist der Angriff vorprogrammiert
- Trifft sie auf eine ebenso starke und willensstarke Katze, wird es Kämpfe geben, bis einer als Verlierer das Revier verlassen muss
Garfield durfte seine Kämpfe kämpfen, das muss sein damit sich die Hierarchie unter den Katzen bilden kann. Frau Dosenöffner schritt nur ein, wenn die Kämpfe zu arg wurden und sich die Katzen gegenseitig verletzt hätten. Tiger und Baghira schliefen nachts bei Frauchen im Bett, Garfield, der vorher dort geschlafen hatte, räumte das Feld und schlief auf dem Sofa. Wenn die Besitzerin nach Hause kam, begrüßte sie immer erst den Garfield, dann die anderen beiden. Auch beim Fressen bekommt immer Garfield zu erst. So unterstützt sie die Rangordnung, die sich unter den Katzen gebildet hat. Tiger wurde monatelang immer wieder von Garfield zurecht gewiesen. Mal ein Katzenhieb dort, mal einfach angefaucht, mal vom Kratzbaum geschubst. Es wurde jedoch besser und man spürte nach ca 3 Monaten, dass sich die Katzen noch nicht lieben, aber zumindest schon mal akzeptieren. Das war schon ein großer Schritt. Nach weiteren 2 Monaten kam der Dosenöffner von der Arbeit und sie traute ihren Augen kaum. Garfield saß mit Baghiera da und putzte liebevoll den kleinen Kater. Einen Tag später kam auch Tiger in den Genuss. Seither sind sie ein eingespieltes Dreiergespann, das gemeinsam spielt, sehr gerne miteinander kuschelt und gemeinsam das Essen vom Tisch klaut. Natürlich fordert jede Katze von ihrer Besitzerin seine ganz individuellen Kuschel und Spielmomente ein, aber auch ein gemeinsames "Rudelkuscheln" wird ohne Eifersucht genossen.
Es entscheiden also nicht nur die Tiere ob sie zusammen leben können, auch das Verhalten des Besitzers gegenüber der einzelnen Katzen ist sehr wichtig. Schließlich ist der Dosenöffner die "Oberkatze".
Auch Katzen werden mit vielen Herausforderungen konfrontiert!
Tiger lebte mit seiner neuen Katzenfamilie 7 Jahre glücklich dahin, als sein Bruder Baghira schwer erkrankte und schließlich über die Regenbogenbrücke gehen musste. Alle waren sehr traurig, auch die Katzen. Sie wussten nicht was geschehen war, denn sie hatten leider nicht die Möglichkeit sich zu verabschieden. Man hätte Baghira tot nach Hause bringen sollen, damit Tiger und Garfield begreifen können, was geschehen ist. Für Tiger ist sein Bruder einfach verschwunden, nachdem er doch schon als junges Kätzchen gekämpft hatte, damit sein Bruder mit ihm ins neue zu Hause einziehen kann. Garfield suchte ein paar Tage nach Bagihra, dann war es für sie aber gegessen. Tiger hingegen entwickelte eine Verhaltensstörung. Er leckte sich exzessiv an der Oberschenkel-Innenseite, sodass gar kein Fell mehr nachwuchs. Physisch war er vollkommen gesund, aber psychisch trauerte er um seinen Bruder. Mit viel Liebe von seiner Dosenöffnerin, Unterstützung aus der Homöopathie und auch vielen Kuschelstunden mit Garfield stellte er nach 1,5 Jahren das Lecken ein und das Fell wuchs nach. Er hatte die Trauer überwunden. Ein paar Jahre später wurde er großer Katzenbruder eines menschlichen Babys. Schon wieder eine neue Situation auf die sich die beiden Katzen einstellen müssen. Frauchen kam nach 3 tägiger Abwesenheit nach Hause und stellte etwas am Boden ab. Darin befand sich ein Baby! Vorsichtig beschnupperten Tiger und Garfield das kleine Wesen. Tiger, wie immer, "mir alles wurscht, ich will nur meinen Spass hier" drehte sich unbeeindruckt um und ging eine Runde schlafen. Garfield allerdings war schon neugieriger. Obwohl sie schon lange kastriert war, schien sie Muttergefühle zu haben. Das zeigte sie schon, wenn die Dosenöffnerin die Jungkater mal geschimpft hat. Da war Garfield sofort zur Stelle und kontrolliere ob auch alles gut sei. Immer wenn das Baby weinte, kam Garfield sofort angerannt und setzte sich neben das Baby. Sie war die Cheffin hier, das heisst auch seine Kameraden zu beschützen. Garfield erfüllte diesen Job grandios. Mittlerweile sind Tiger und Garfield etwa 14 Jahre alt. Garfield erkrankte und lag schließlich im Sterben.
Der Letzte aus dem "Katzenrudel"
Tiger war nun die einzige Katze die übrig blieb, mit 14 Jahren. Er schlief viel und hatte irgendwie nicht viel zu tun. Er brauchte einen neuen Weggefährten. Aber was für eine Katze sollte es sein? Die suche startete im Tierheim. Es sollte eine im gleichen Alter sein, damit nicht wieder einer allein zurückbleibt, wenn der ältere stirbt. Schnell stellte sich heraus, das es gar nicht so einfach ist, wie man denkt, eine ältere Katze zu finden die ein Zuhause sucht. Denn im Tierheim kommt oft : Nicht verträglich, keine Kinder etc! Wenn man seine Kinder zur Empathie erzieht und sie lernen die Bedürfnisse der Katze zu respektieren, kann auch eine ältere Katze in einem Kinderhaushalt glücklich werden.
Nach einiger Suche fand die Dosenöffnerin dann eine Katze. Sie sass mit ihren zwei noch älteren Freunden in einem anderen Tierheim. Auskunft über das vorherige Leben bekam man nicht. Lediglich, dass der Vorbesitzer wohl überfordert war. Die Dosenöffnerin ging also in das Zimmer mit ca 10 Katzen. Die auserwählte Katze "Nicky" kam sofort selbstbewusst angelaufen und legte sich auf den Schoss. Sie forderte Streicheleinheiten ein, sehr bestimmend und kaum zu bändigen. Die anderen Katzen hielten sich alle zurück, nur Nicky wollte alles von Tigers Mama. Natürlich war auch das Kind mit dabei, mittlerweile ca 2 Jahre alt. Als Nicky sah wie das Kind zu seiner Mutter lief, währen sie auf deren Schoss kuschelte, verkrampfte sich ihr ganzer Körper. Blitzschnell legte sie die Ohren an und biss das kleine Mädchen leicht in den Arm.
Nicky wollte die uneingeschränkte Aufmerksamkeit von ihrer künftigen Besitzerin. Kurz gesagt, sie ist eine selbstbewusste und willensstarke Katze, so ähnlich wie Garfield eine war. Jeder Verhaltensforscher hätte jetzt gesagt, nimm bloß nicht diese Katze. Wir erinnern uns an die ernsthaften Kämpfe zwischen Garfield und Tiger. Und jetzt auch noch ein Kind dabei, das kann nur in einer Katastrophe enden.
Aber die Dosenöffnerin liebt Herausforderungen und spürte auch schon eine Verbindung zu dieser Katze. Aber was wird aus ihren zwei Freunden? Drei neue Katzen einem trauenden einsamen Kater vorzustellen wäre einfach zuviel für Tiger gewesen. So entschloss sich Tigers Mama Nicky mitzunehmen. Nicky lebte die ersten 3 Tage im Schlafzimmerschrank, konnte diesen aber natürlich verlassen. Nach ein paar Tagen erkundete Nicky ihr neues zu Hause und sie traf auf Tiger und es kam wie es kommen musste. Nicky erhob Anspruch auf ihr neues Zuhause, auf Futter, Streicheleinheiten und die Aufmerksamkeit Ihres Frauchens. Sie ging auf Tiger los und verprügelte ihn bei jeder Möglichkeit. Für Tiger war das nicht leicht, er hatte schon zwei Freunde verloren und jetzt kommt wieder so eine die ihn hier vertreiben will. Tiger ertrug es und schließlich gingen die beiden sich größten Teils aus dem Weg. Es kamen Zweifel auf, ob das doch die falsche Entscheidung war. Nach einigen Monaten zeichnete es sich ab, dass sich beide zwar nicht lieben, aber sie sich akzeptieren und nebeneinander quasi Co existieren können. Nicky kratzte auch ab und an das kleine Menschenmädchen, wenn sie es streicheln wollte. Sonst war sie die verschmusteste Katze der Welt. Auch wenn man sie drei mal vom Schoss nahm, weil man keine Zeit hatte, kam sie wieder und forderte ihre Streicheleinheiten ein! Konsequent! Mit der Zeit war sie auch nicht mehr auf das Menschenkind eifersüchtig, das gelernt hatte, die Katze nur zu streicheln, wenn sie von selber kam. Dadurch hat Nicky gelernt, dass das Mädchen keine Gefahr darstellt und sogar eine treue Begleiterin, Spielfreundin sein kann. Nach etwa einem Jahr verspürte Frau Dosenöffner ein Déjà-vu. Sie kam nach Hause und sah Nicky und Tiger eingekuschelt auf dem Sofa liegen. Wie damals auch Garfield und Baghira. Seit diesem Tag sind die beiden kaum noch auseinander zubringen.
Fazit
Wenn eine zweit Katze her soll, kann man nach Charakter, Alter und vorherigen Erfahrungen der Katze eine gute Auswahl treffen. Dennoch können auch regelrechte Feinde lernen zusammen zu leben! Es braucht Geduld, Verständnis und das richtige Handeln des Besitzers. Also nicht aufgeben, auch wenn es aussichtslos wirkt. Katzen mache Erfahrungen, wie wir Menschen auch. Sie haben Ängste oder fordern einfach Dinge ein, aber auch sie können dazulernen und so schließlich wahre Freundschaft finden.
Tigers Reise geht noch weiter.
Tiger und Nicky sind mittlerweile 18 Jahre alt. Da bekamen sie einen neuen Freund, aber keine Katze sondern einen Hund.
Reaktion der Katzen!
Tiger (wer hätte es vermutet): Mir alles wurscht, will spielen, kuscheln, fressen :-)
Nicky: Attacke, der Neuankömmling muss sich erst mal unterordnen, egal welche Rasse oder wie scharf und groß die Zähne auch sein mögen.
Da Nicky eine wirklich selbstbewusste Katze ist, führt sie ihr Rudel an. Sie ist die Cheffin, dann kommt Tiger und der Hund darf folgen und wird sogar auch bekuschelt.
Ende Gut, Alles Gut
Die Dosenöffnerin bin übrigens ich persönlich und jetzt kennt ihr auch meine Rasselbande. Die einzigen die von dem Trubel der Rangordnung und Hierarchie nichts mitbekommen sind unsere 7 Kaninchen die in Ruhe draußen in Ihrem Stall ihr Hasenleben geniessen.
Bei Fragen zur Zusammenführungen oder Auswahl der Katzen, stehe ich gerne zur Verfügung.
Eure Anja Forster
Tierpsychologin